Yin und Yang in der Chinesischen Medizin


Fast jeder kennt dieses Zeichen von Yin und Yang. Aber was bedeutet es eigentlich genau?

Auf der Lehre von Yin und Yang beruht die gesamte Chinesische Philosophie, aber auch die Chinesische Medizin.

 

Alles auf der Welt kann man in dieses Konzept einordnen die Natur, Lebewesen, Eigenschaften und auch Symptome und Krankheiten.

Daher ein kleiner Exkurs über diese wichtigen Begriffe.

 

Ursprünglich im Wortsinn bedeutet Yang die in der Sonne gelegene Seite eines Hügels, und Yin die im Schatten liegende Seite. Daraus ergeben sich auch die abgeleiteten Eigenschaften. Yang ist hell und warm, dem Tag zugeordnet, Yin dunkel und eher kühl und der Nacht zugeordnet.

Wie man sieht enthält jedes auch ein Teil des anderen und geht ineinander über. Das eine besteht nur in Relation zum anderen und es wechselt sich ständig dynamisch ab. Die Nacht ist Yin, der Mondschein erleuchtet aber auch die Nacht. Und an der dunkelsten Stelle der Nacht beginnt schon ein wenig der neue Morgen.

 

Feuer ist Yang, hell, heiss und dynamisch. Wasser ist im Verhältnis dazu Yin, nämlich dunkel, kühl und eher träge. Aber vergleicht man Wasser mit Eis, dann ist Wasser dagegen Yang, viel dynamischer und beweglicher.

Man beschreibt zwar mit Yin und Yang  Polaritäten, die aber nie statisch sind, sondern die Relation zueinander bestimmen. So sind Männer im Verhältnis zu Frauen mehr Yang und Frauen mehr Yin, aber jeder Mann hat auch Yin Anteile und jede Frau Yang Anteile.

 

Yin und Yang sind keine statischen Verhältnisse, sondern stehen gegengseitig in Abhängigkeit.

Sie befinden sich in der Natur und auch im Menschen in einem ständigen dynamischen Wechsel. Das eine kann ins andere übergehen. Sie verbrauchen sich gegenseitig.

 

Yang Yin

Bergsonnenseite

Bergschattenseite

Himmel

Erde

Sonne

Mond

Aktivität

Ruhe

Sommer

Winter
Tag Nacht
Süden Norden
Energie Materie
Erzeugen Lässt wachsen
Feuer Wasser
   

 

 

Schon an diesen wenigen Begriffspaaren kann man ersehen, dass Yin und Yang sich ergänzen. Ohne Sonne und Wärme gibt es kein Leben, aber auch nicht ohne Wasser und die Eigenschaften der Pflanzen im Dunkeln Sonnenenergie in Materie umzuwandeln.

 

Was bedeutet das Konzept von Yin und Yang  für die Chinesische Medizin?

 

In der chinesischen Medizin sind die Symptome eines Menschen für die Behandlung ausschlaggebend. So können Menschen, die schulmedizinisch gesehen an der gleichen Krankheit leiden, völlig anders ausgeprägte Symptome haben und dementsprechend werden sie auch verschieden behandelt. Bei einer ausführlichen Anamnese erfragt man den genauen Ort der Beschwerden und die Art und Weise, die Modalitäten der Beschwerden. Durch die Eigenschaften und die Lokalisation von Beschwerden z.B. Schmerzen erhält man schon einen ersten  Eindruck über ihren Yin oder Yang Charakter.

 

Yang Yin                                           
Oben Unten
Rücken Bauch
Bei Anstrengung schlechter Bei Ruhe schlechter
Außen Innen                                             
Hitzegefühl Kältegefühl
Plötzlicher Beginn Langsamer Beginn
Schlaflosigkeit                                  Schläfrigkeit 
   

Gesundheit bedeutet aus Sicht der TCM ein ständiger dynamischer Wandel von Yin und Yang. Aus Sicht der Chinesischen Medizin beruht letztlich  jede Krankheit oder Funktionsstörung auf einer dauerhaften Dysbalance von Yin und Yang.

Bei Übermacht des einen und/oder Schwäche des anderen führt zu Störungen im ganzen System.

 

Ganz ausgeglichen sind Yin und Yang nie, am ehesten am Morgen, wen man gut gefrühstückt hat nach einer erholsamen Nacht. Nach ein paar Stunden Arbeit ist schon viel Energie verbraucht und man muss eine Pause machen.

Übermäßiges Arbeiten (Yang=Aktivität) ohne Ruhepausen führt nicht nur zu einem Mangel an Yang, sondern auch an Yin, da sich beides wechselseitig verbraucht. Die nach einem Marathonlauf braucht man erstmal ziemlich viel Erholung und Regeneration. Zu viel Alkohol schafft erstmal ein Hochgefühl (Yang), aber am nächsten Morgen der Kater ist Yin. Zu viele Sorgen und Grübeln schwächen den Körper genauso wie übermäßige sexuelle Aktivität.

 

Aus Sicht der Chinesischen Medizin sollte man um gesund zu bleiben ein möglichst ausgeglichenes Leben führen.

Ausgeglichen in Bezug auf Ernährung, Bewegung und Ruhe, Anspannung und Entspannung, in Bezug auf das Gefühlsleben und auch auf die Sexualität.

 

Das ist natürlich nicht immer möglich. Äußere Ereignisse können das Leben aus der Bahn werfen und dies unmöglich machen. Unfälle oder Krankheiten sowie länger anhaltende psychische Probleme können das Yin und Yang Verhältnis aus dem Gleichgewicht bringen. Da alle Organsysteme im Körper untereinander Einfluss aufeinander nehmen,  ist es manchmal nicht so einfach den Ursprung einer Dysbalance herauszufinden. Jeder Mensch hat darüber hinaus eine eigene Art auf ein Ungleichgewicht zu reagieren.

 

Die Aufgabe des TCM Therapeuten ist es, die jeweilige Störung zu erkennen, Dysbalancen zu beheben und den Menschen darin zu unterstützen eigenständig für ein harmonisches Gleichgewicht von Yin und Yang zu sorgen.

Geschrieben von Ute-Matzpreiksch-Lokies