Wechseljahre aus Sicht der Chinesischen Medizin

Therapie von typischen Beschwerden mit TCM

 

" Große Dinge stehen bevor, und Euer Weg ist erst zur Hälfte beschritten. Hitze versprüht Ihr und Kraft, kein Blut schwemmt sie davon. Der hölzerne Drache bäumt sich auf. Frei ist die wilde Macht. doch auch des Drachen Kraft muss gehorchen, wenn die Tigerin es gebietet. Kraft braucht Lenkung, Kraft braucht Richtung. Seid Tigerin, und beherrscht den wilden Drachen. Reitet ihn, und er wird Euch tragen, wohin Ihr wollt. Weint und klagt, und er wird Euch zerstören mit Feuer und Leid"

 Sun Simiao, chinesischer Arzt und Philosoph 674

 

 

Mit dem Ende der Menstruation wird Energie frei. Diese Energie ist dynamisch und voller Energie und Hitze. Yang Energie. Sun Simiao vergleicht die Energie mit einem Drachen. In der Chinesischen Medizin stellt der Tiger oft Yin dar, und der Drache Yang. Ein Drachen ist in China positiv besetzt. Ein sehr mächtiges Tier, es kann aber auch gefährlich und schwer zu lenken sein. Wenn es der Frau, der Tigerin, gelingt, die Kraft des Drachen zu lenken kann diese Macht sie tragen und viele neue Möglichkeiten eröffnen. Wenn es nicht gelingt, die neue Energie positiv zu kanalisieren, bringt es Beschwerden und viel Hitze, denn dieser Energiestau und Hitze sind die Ursache der meisten Beschwerden in den Wechseljahren.

 

Wechseljahre sind  ein überwiegend negativ besetzter Begriff. Bei einem Mann um die fünfzig spricht man oft von einem "Mann in den besten Jahren". Vergleichbares sagt man von Frauen nicht. Der Verlust der Fruchtbarkeit, wird als Zeichen des Alterns gesehen.

In einer Gesellschaft, in der man um jeden Preis jung sein muss, ist Älterwerden natürlich negativ besetzt. Viele Frauen empfinden deshalb das Eintreten der Wechseljahre daher nicht nur als Verlust der Fruchtbarkeit, sondern auch als Verlust der Jugend, der Attraktivität und der körperlichen Gesundheit.

In unserer Kultur werden die Wechseljahre nahezu als Krankheit betrachtet. Zahlreiche Beschreibungen von gesundheitlichen Problemen wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, Depressionen, Gewichtszunahme und Osteoporose machen Angst.

Ja, es gibt Frauen, die haben sehr starke Beschwerden, aber das betrifft nur ca ein Drittel der Frauen. Ein Drittel der Frauen hat keine und ein Drittel moderate Probleme. Wie man diese Zeit empfindet ist von Frau zu Frau individuell sehr verschieden. Und es hat auch mit den Lebensumständen und dem Lebenswandel zu tun. In diesen Lebensabschnitt fallen oft gleichzeitig auch andere Probleme.

  • die Eltern sind krank oder sogar pflegebedürftig und fast immer sind es die Frauen in der Familie, die sich darum kümmern
  • hohe Belastung durch Beruf, Familie, Pflege gleichzeitig
  • die Kinder sind gross und verlassen das Haus. Für viele Frauen ist das eine schwierige Zeit, da das Leben oft auf Kinder und Familie ausgerichtet war, die eigenen Interessen wurden vernachlässigt, so dass man sein Leben wieder neu orientieren muss.
  • bei manchen Frauen, die ihren Beruf für die Familie aufgegeben haben, fehlt eine Sinngebung und neue Richtung
  • Beziehungsprobleme und Trennungen, manche Frauen werden wegen einer jüngeren Frau verlassen.
  • nach Trennung oder Tod des Partners fühlen sich viele Frauen einsam

 

Wechseljahre aus Sicht der TCM

 

Im Laufe des Lebens verbraucht sich die angeborene Lebensenergie, die Essenz, die in den Nieren gespeichert ist. In der chinesischen Medizin werden alle zyklischen Dinge durch die Nieren kontrolliert. Die Nieren haben in der TCM eine viel umfassendere Bedeutung als in der Schulmedizin. Sie sind für die einzelnen Entwicklungsphasen im Leben zuständig. Sie regeln unter anderem die Fortpflanzung, Menstruation und auch das Altern. Weil die Essenz mit zunehmendem Alter nachlässt sind die Wechseljahre quasi eine Einsparung des Körpers von Energie.

Dieses monatliche Aufbauen von Substanz bei der Menstruation braucht viel Kraft und Energie. Auch der Blutverlust kann Frauen sehr schwächen.

Wenn die Menstruation (Tian Gui) " das himmlische Wasser" versiegt, werden diese Kräfte frei und stehen zur für anderes zur Verfügung. Das Ende der Menstruation ist also auch eine Befreiung und setzt Kraft und Energie frei für neue Ziele.

 

 

Überschüssiges Yang - Hitzewallungen

 

Die Essenz, die Lebensenergie in den Nieren setzt sich zusammen aus Yin und Yang Aspekten.

Gesundheit bedeutet ein möglichst ausgeglichenes Verhältnis zwischen beiden. Beides nimmt im Laufe des Lebens ab, aber nicht immer im ausgewogenen Verhältnis.

Frauen sind im Verhältnis zu Männern mehr Yin. Warum? Weil alles Bewahrende, Speichernde mehr Yin ist. Die Fähigkeit jeden Monat sozusagen die Basis für eine mögliche Schwangerschaft zu schaffen ist Yin. Auch die Schwangerschaft selbst, etwas wachsen zu lassen ist Yin. Alles nach außen gerichtete Wirken, Bewegung und Dynamik sind Yang. Während bei Männern in zunehmendem Alter die Yang Energie nachlässt, nimmt bei Frauen im Verhältnis die Energie zu.

Durch das Wegfallen der Menstruation wird Energie frei und zwar Yang Energie. Yang Energie ist dynamisch und aufstrebend und erzeugt Wärme. Wenn diese neu gewonnene Energie nicht sinnvoll kanalisiert wird, dann kann es zu einem Energiestau kommen und auch zu den typischen Hitzewallungen führen, denn die Menstruation hatte auch eine reinigende und Hitze ausleitende Funktion, die nun wegfällt. Der Körper muss lernen mit der neuen Energiesituation umzugehen.

 

Viele Wechseljahresprobleme haben ihren Ursprung in diesem plötzlichen Ungleichgewicht von Yin und Yang. Frauen haben plötzlich mehr Yang Energie, die die Tendenz hat nach oben zu streben. Daher haben viele Frauen auch das Gefühl einer zum Kopf aufsteigenden Hitze. Schlafstörungen und Herzrasen sowie eine innere Unruhe haben oft den gleichen Ursprung. Hitze, die sich im Körper staut, kann zu Trockenheit führen und damit zu Trockenheit von Haut und Schleimhäuten.

 

Das Problem wird verstärkt durch einen bestehenden Yin Mangel. Das Yin bewahrt und verankert das Yang. Das Yin ist wie ein Hafen, von dem die Schiffe zu Abenteuern auslaufen.

Viele Frauen haben aber schon zu Beginn der Wechseljahre eine Yin Schwäche, bedingt durch z.B. alle oben beschriebenen Probleme, Sorgen, Kummer und Stress. Auch die Menstruation, Geburten (auch Fehlgeburten) schwächen das Yin.

 

Therapie von Wechseljahresbeschwerden mit Chinesischer Medizin

 

Wie Frauen die Wechseljahre empfinden, ist individuell verschieden und das ist auch vollkommen logisch aus Sicht der TCM, denn jeder Mensch ist verschieden. Jeder bringt eine völlig andere auch energetische Ausgangsposition mit, die natürlich auch auf Veranlagung beruht, darüber hinaus auch vom Lebenswandel und dem persönlichem Umfeld bestimmt wird. Beispielsweise wird eine Frau, der schon vor den Wechseljahren schnell zu heiss war, schneller auf Hitze reagieren als eine Frau, der immer eher kalt war.

Um dem Rechnung mache ich zu Beginn eine ausführliche Anamnese. Darauf aufbauend erstelle ich eine Diagnose. Es gilt in der TCM immer das aktuellste Problem sofort anzugehen und sich danach der tieferern Ursache zu widmen.

Meist erfolgt schon im Anschluss der Erstanamnese eine erste Akupunkturbehandlung. Danach erfolgt meist (wenn gewünscht) ein individuelles Kräuterrezept. Darüber hinaus gibt es Ernährungstipps nach Grundsätzen der Chinesischen Medizin.

 

Akupunktur

 

durch die Akupunktur wird der Qi Fluss aktiviert, Stagnationen, ein bestehender Energiestau, werden aufgelöst und die Energie umgeleitet. Ein Qi-Stau betrifft besondes häufig die Leber. Wenn die Leberenergie gestaut ist, was in der Umbruchphase der Wechseljahre sehr leicht passiert, ist man gereizt und genervt bis zu aufbrausend.

Die gleiche Energiesituation findet man auch beim Prämenstruellem Syndrom (PMS) vor. Genauso fühlen sich viele Frauen jetzt auch wieder. Die Stimmung schwankt zwischen wütend und gereizt bis weinerlich. Aber wie meine Dozentin der Chinesischen Medizin immer sagte: "Das ist nur Qi. Das bist nicht du"

Und genauso ist es ja oft bei Beschwerden vor der Menstruation. Danach versteht man nicht, warum man so schlechter Stimmung war. Aber wie gesagt, es ist nur Qi und das kann man mit Akupunktur sehr gut bewegen. Die meisten Frauen fühlen sich schon nach einer Akupunkturbehandlung entspannter.

 

Chinesische Arzneimitteltherapie

 

Die Domäne für tieferliegende energetische Probleme ist die chinesische Kräutermedizin. So auch ein ausgeglichenes Verhältnis von Yin und Yang zu schaffen und das aufstrebende Yang zu verankern.

Jedes Kraut hat eine thermische Wirkung. Es gibt kühlende, wärmende und neutrale Kräuter. Sie haben bestimmte Wirkungsweisen und Wirkorte. Manche stärken mehr das Yin, manche das Yang - manche beides.

Es gibt Kräuter, die Blut bewegen. Im Verlauf der Wechseljahre kann es auch zu Blutstagnation kommen. Das Blut wird ja nicht mehr regelmäßig jeden Monat ausgeleitet. Jeder Mensch ist verschieden und benötigt eine individuelle Zusammensetzung eines Kräuterrezeptes. Die Zusammensetzung des Rezeptes und die Dosierung der einzelnen Kräuter bestimmt die Wirkung. Das ist sehr komplex und bedarf einer umfassenden Ausbildung. Viele Rezepte setzen sich aus zehn und mehr Kräutern zusammen.

So gibt es natürlich für die Wechseljahresbeschwerden Kräuter, die speziell Hitze ausleiten oder das Yang besänftigen, aber das darf wiederum nur so stark sein, dass das Yin nicht geschwächt wird.

Gerade das Ungleichgewicht von Yin und Yang mit dem aufstrebenden Yang, was Hitzewallungen, Schlafstörungen etc. verursacht kann man sehr gut mit Kräutern behandeln.

 

Chinesische Ernährungslehre

 

Genau wie chinesische Kräuter, haben Nahrungsmittel eine thermische Wirkung. Manche Kräuter sind auch Nahrungsmittel und werden in China ganz selbstverständlich dem Essen wie Kräuter hinzugefügt.

Manche Nahrungsmittel sind günstig, manche weniger geeignet in den Wechseljahren. Viel Kaffee, Alkohol insbesondere Rotwein sind ungünstig bei einer Hitzeproblematik. Auch manche Kräuter, so wie rotes Fleisch insbesondere wenn es gegrillt und gebraten ist, erhöhen die innere Hitze.